Die Alpengletscher haben in den Jahren 2000 bis 2014 mehr als einen Sechstel ihres Volumens eingebüsst. Am härtesten trifft es den Aletschgletscher und die Gletscher der Glarner Alpen. Das hat eine Forschergruppe mit der Auswertung von Satellitendaten ermittelt.

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Der Aletschgletscher verliert in seinem Zungenbereich 5 Meter an Höhe pro Jahr. (Bild: Mountainpix)

22 Kubikkilometer Eis sind den rund 4'000 alpinen Gletschern binnen von nur 14 Jahren abhanden gekommen. Das entspricht knapp der Hälfte des Volumens des Bodensees. Das Forscherteam der Universität Erlangen wertete Daten von Radarsatelliten aus und kombinierte diese mit Satellitenbildern. Damit liessen sich erstmals Höhen- und Volumenveränderungen im ganzen Alpenraum bestimmen.
Etwas mehr als die Hälfte des Masseverlustes entfällt auf die Gletscher in der Schweiz. Das Land vereint die grössten Gletscherflächen im Alpenraum und die höchsten Schmelzraten. Besonders stark ist dieser Schwund in den Glarner und den Lepontinischen Alpen, die ein Dreieck von den Oberitalienischen Seen bis zum Simplon- und Splügenpass abdecken. Einzig oberhalb von 3500 Metern scheint sich das Eis stabil zu halten. Unterhalb von 2000 Metern ist der Schwund am stärksten. Die Berechnungen, die sich gut mit anderen Methoden zur Messung des Gletscherschwundes decken, lassen erwarten, dass bis zum Jahr 2100 zwei Drittel der Gletscher des Jahres 2000 verschwunden sein werden. Eisfrei dürften dann vor allem die Randregionen der Alpen sein: Dauphiné, Lepontinische und Glarner Alpen.

Link zur Studie: Sommer, C., Malz, P., Seehaus, T.C. et al. Rapid glacier retreat and downwasting throughout the European Alps in the early 21st century. Nat Commun 11, 3209 (2020). https://doi.org/10.1038/s41467-020-16818-0