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Nach den Überschwemmungen 1999 und 2005 entschloss sich die Schweizer Regierung, den Schutz vor Naturgefahren zu verbessern. Lücken und Schwachstellen im Bereich der Prävention, Prognose und Alarmierung waren offensichtlich.

Im Rahmen der Optimierung von Warnung und Alarmierung bei Naturgefahren (OWARNA) schlug das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) verschiedene Massnahmen vor, die auch umgesetzt wurden. Gewiss: Die Wetterverhältnisse im August 2005 waren extrem. Es regnete tagelang intensiv auf die vollgesogenen Böden. Die Schneefallgrenze lag über 2500 Meter und die Flüsse schwollen rasch an. Vom Simmental bis zum Glarnerland gab es kaum ein Tal ohne Schaden. Und auch Österreich und Deutschland waren betroffen. Die Schäden beliefen sich auf drei Milliarden Franken – der grösste Schaden, den je ein Naturereignis in der Schweiz verursacht hat. Und Lehren wurden gezogen. Ein Beispiel ist der sehr gefährliche Illgraben, der in der Nähe des Pfynwaldes im Kanton Wallis liegt. Über den Graben führt auch eine Bhutanbrücke, die von der Gemeinde Susten aus erreicht werden kann. Der Illgraben beeindruckt immer. Bei schönem Wetter blenden die hellen Steinformationen und der kalkfarbenen Boden. Bei schlechtem Wetter, vor allem wenn es gewittert, die Wolken das über 2700 Meter hohe Illhorn zum Verschwinden bringen und sich der Regen wie ein fallender Vorhang die Landschaft in dichtes Grau hüllt, kann der Illbach in nur wenigen Minuten zu einem Gewässer anschwellen, bei dem riesige Gesteinsbrocken zu Tal geschoben werden, als wären sie aus Pappmaché und hätten für einen Katastrophenstreifen in Hollywood den Auftritt ihres Lebens. Hier wird ein Berg abgetragen. Mit jedem Unwetter ein Stück mehr. Gestaltungskraft und Wildheit werden hier überdeutlich sichtbar. Und auch die Tatsache, dass die Formung und Verformung der Alpen ein dauerhafter Prozess ist, der seit ungefähr 250 Millionen Jahren andauert. Im Tal unten bei Susten, nahe Lenk, formt der Illgraben einen mächtigen Kegel, der die Rhone nach Norden abdrängt, sie zu einer Schlaufe zwingt und Raum schafft, den der sehenswerte Pfynwald nutzt und hier ein kleines Naturparadies schafft. Das WSL betreibt beim Illgraben eine Beobachtungsstation für die regelmässig auftretenden Murgänge. Denn sie kommen hier im grössten Murganggebiet der Schweiz oft mehrere Male im Jahr vor. Im oberen Teil fällt aufgrund intensiver Verwitterung grosse Mengen an feinem und groben Material an, dass starke Regenfälle systematisch dem Talgrund entgegen transportieren. Ablagerungen eines Bergsturzes im Jahr 1961 bilden einen schier unerschöpflichen Materialvorrat. Mit Videoaufnahmen, Mikrophonen, Echolot, Radar. Lasergeräten und Geophonen untersucht das WSL systematisch die Morphologie, aber auch das Verhalten der Murgänge. Denn durch den Klimawandel und die damit verbundenen, stärkeren Niederschläge steigt die Murgang-Gefahr im ganzen Land. Das WSL gewinnt hier grundlegende Erkenntnisse über Muren. So kann zum Beispiel durch Messungen der Abflusstiefe und der Fliessgeschwindigkeit auf die Dichte des Gemisches aus Wasser und Stein geschlossen werden. Seit 2007 gibt es am Illgraben ein mehrstufiges Alarmsystem, aber auch modernste Netze, welche die grösseren Gesteinsbrocken auffangen. Die massiven Auffangnetze haben sich bewährt. Sie schaffen es bei einem Murgang, das grobe Material aufzuhalten und dahinter sauen sich auch die feineren Stoffe. Damit der Erfolg aber nachhaltig ist, muss eine ganze Kaskade solcher Netze angebracht werden.

Schnell verschwinden
Je nachdem, ob es sich um ein potentielles Hochwasser oder gar einen Murgang handelt, besteht eine Vorwarnzeit von einigen Minuten bis maximal einer Viertelstunde. In jedem Fall empfiehlt es sich für die Anwesenden nahe des Grabens, bei Alarm so schnell wie möglich zu verschwinden. Aber auch die sich im unteren Teil Gebäude, Sportanlagen und Strassen sind dauerhaft gefährdet.


Es braucht nicht viel Phantasie, um sich auszurechnen, wie schnell man bei starken Regenfällen hier weg muss.

Doch dank des Alarmsystems können sie rechtzeitig geräumt werden. Helfer und Menschen, die berufsbedingt mit Naturgefahren zu tun haben, kämpfen im Katastrophenfall mit vielen Problemen, denn selbst nach der Prävention, einer rechtzeitigen Warnung und Evakuierung bleibt genügend Arbeit. Sie fängt schon oft bei der Notstromversorgung an. Wichtig ist die gemeinsame Informationsplattform Naturgefahren (GIN), auf der sich Meteorologen, Hydrologen, Gefahrenspezialisten des WSL und des BAFU, Führungskräfte aber auch lokale Gefahrenbeobachter austauschen können.

Mehr Infos:

Wandertipp
Eine kleine Wanderung von Susten aus über die Buthan-Brücke zeigt zwar nur den unteren Teil des Illgrabens. Trotzdem gewinnt man Eindruck von der zerstörerischen Kraft, welche Unwetter haben können. Der Aufstieg ist nicht besonders steil. Er dauert selbst beim gemütlichen Tempo höchstens eine Stunde. Der Gang über die Buthan-Brücke, welche in Zusammenarbeit mit Ingenieuren aus dem Königreich Bhutan erstellt wurde, ist ein besonderes Erlebnis. Sie schaukelt sanft über dem Flussbett, wirkt aber trotzdem vertrauenserweckend und lädt deshalb zu einer meditativ langsamen Begehung ein. Gebetsfahnen und eine Denkmal erinnern an die Zusammenarbeit mit den fernöstlichen Bauexperten. Hoch über dem tief eingefressenen, meist trockenem Bachbett wird das Tal leicht schwingend überquert. Mit einem ausgiebigen Genuss dieses Bauwerks und einem gemütlichen Abstieg dauert die Wanderung zweieinhalb Stunden.


Die Buthan-Brücke bei Susten: Nichts für Wanderer mit Höhenangst.

Information:
Wallis Tourismus
Rue Pré Fleuri 6
Postfach 1469
1951 Sion
Tel. 027 327 35 70
www.valais.ch

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