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Der Klimawandel rückt die Gefahr der Naturkräfte stärker ins Bewusstsein. Ins Bewusstsein rückt auch der Umstand, dass fast die ganze Schweiz von Zerstörungen betroffen sein kann. Mit dem Lehrgangs zum „Naturgefahren-Berater“ möchte das BAFU die Kompetenzen lokaler Behörden vor Ort verbessern.

Der Winter 1998/1999 ist vielen als Lawinenwinter in Erinnerung. Extreme Schneemengen bedrohten viele Alpentäler. Als es dann im Frühjahr noch häufig regnete, entwickelte sich eine neue Drohkulisse: Jene des Hochwassers. Das Schmelzwasser liess Flüsse und Seen im Mittelland stark ansteigen. Als im Mai die erwähnte Regenperiode hinzukam, standen Uferabschnitte beispielsweise am Untersee wochenlang unter Wasser. Schlimm erwischte es in der Stadt Bern die Matte, jenes Altstadtquartier, das im Aareknie liegt. Die Anwohner konnten praktisch mit dem Boot in die ersten Stockwerke ihrer Häuser einsteigen.

Mit dem Absinken des Aare-Pegelstandes verblasste auch die Erinnerung schnell. "Es gab scheinbar keinen Anlass zu handeln", erinnert sich Rosmarie Bernasconi, Inhaberin des Buchladens "Einfach Lesen", der ebenfalls überschwemmt wurde. "Schliesslich war es ein Jahrhunderthochwasser." 

Doch im August 2005 war es wieder so weit. Opfer der Überschwemmungen im Mattequartier wurden auch die letzten Exemplare von Bernasconis Buch über das Hochwasser von 1999. Jetzt handelte die Stadt. Sie richtete Interventionsplätze ein, wo der Untergrund verstärkt wurde, damit schwere Fahrzeuge im Bereich Tych ans Ufer fahren können. Mit Kranen lässt sich nun das Schwemmholz schnell aus dem Wasser fischen, bevor es den Durchfluss verstopfen kann. Vor den Häusern baute das Tiefbauamt Verankerungen in die Böden. Dank diesen können bei drohendem Hochwasser Dammbalken aus Aluminium montiert werden. Zudem führte die Berufsfeuerwehr der Stadt Bern ein SMS-Warnsystem ein, das bei drohendem Hochwasser die Anwohner auffordert, ihre Autos und andere wertvolle Besitztümer aus der Gefahrenzone zu bringen.
Die Tage zwischen dem 19. und dem 23. August 2005 brachten in der ganzen Schweiz enorme Niederschläge. Aare, Reuss und Limmat hatten Höchststände, wie sie seit 1910 nicht mehr beobachtet wurden.. Es kam landesweit zu 5'000 Rutschungen. Die Schäden beliefen sich auf rund drei Milliarden Franken.


War er schon vergessen? Bericht über das Jahrhunderthochwasser 1999. Beschädigt beim Jahrhunderthochwasser 2005. 

Zwei so genannte Jahrhunderthochwasser in kurzer Zeit veranlassen das BAFU zu handeln. Nach dem Vorbild der zweistufigen Kurse für das Management von Lawinengefahren, entwickelte das BAFU ein Kursmodul, das die Teilnehmer als „Naturgefahren-Berater“ oder „Naturgefahren-Beraterin“ abschliessen. Der Grund für die Initiative: Grössere Städte wie Bern sind in der Lage, sich selber zu helfen, aber kleinere Städte und Gemeinden sind bei Katastrophensituation überfordert. Das fängt bei kleinen Dingen an. Ein Naturgefahren-Berater hat ein Auge dafür entwickelt, wo Autos weggeschwemmt werden können, wo Keller vorzeitig geräumt werden sollten, wo Sandsäcke schützen könnten und wo Schutzschläuche nötig sind.

Die Kurse thematisieren die Selbsthilfe bei den gängigen Gefahren. Je nach Region droht die grösste Gefahr durch Hochwasser, durch Felsstürze oder Murgänge. Die Ausbildung ergänzt das bereits vorhandene, lokale Wissen. Naturgefahren-Berater wirken in ihren Gemeinden präventiv, aber auch während eines Schadenereignisses, und bei der Schadensanalyse. Bei der Analyse gilt es vor allem zu klären, ob zu früh oder zu spät gewarnt und die richtigen Massnahmen getroffen wurden. Die notwendigen Rückschlüsse aus den Wetterinformationen für die Einwohner in den Städten und Gemeinden muss das dortige zivile Führungsorgan mit den Naturgefahren-Beratern ziehen. Der Hochwasserschutz ist ein dynamischer Prozess. Denn die Starkniederschläge nehmen stetig zu und durch die ebenfalls zunehmende Versiegelung und Verbetonierung des Landes nimmt die Fläche ab, die Wasser aufnehmen könnte. Also müssen immer grössere Mengen Wasser in derselben Zeit wie früher abfliessen können. Was als Hochwasserschutz vor 50 Jahren noch funktioniert hat, kann jetzt versagen.
Im August 2007 hätte es im Mattequartier von Bern wieder soweit sein können. Der Ernstfall trat ein. Die SMS-Warnungen der Feuerwehr trafen rechtzeitig ein und der verstärkte Untergrund ermöglichte es, mit schweren Fahrzeugen das Schwemmholz wegzubringen. Wassergefüllte Schutzschläuche boten wie Dämme einen Gegendruck zu den Wassermassen und wo doch Wasser eindrang, wirkten die Aluplatten als Dämme. Zwar braucht es noch weitere bauliche Massnahmen, um einem Hochwasser wie 1999 standzuhalten, aber der Prozess für einen verstärkten Hochwasserschutz mit den notwendigen präventiven Massnahmen ist nicht nur in Bern, sondern in vielen Regionen im Gange.

Mehr Informationen: www.planat.ch

 

 

 

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