Auch dieses Jahr lagen wieder viele Drohnen unter dem Weihnachtsbaum. Doch ihr Flug in der Natur ist nur für die Besitzer ein Spass. Wildtiere versetzen sie in Panik. Die Belastung für die Tiere muss auf ein Minimum zu reduzieren.

Keine Frage: Drohnen bieten faszinierende Möglichkeiten. Mit dem Handy auf einer Bank sitzend, auf dem Bildschirm die Welt von oben sehen, als wäre man selber ein Adler und würde durch die Lüfte streifen, ist beeindruckend. Die Quadrokopter sind aber auch nützlich und werden von Rettungskräften, von Jägern oder Bauern eingesetzt, wenn es darum geht, jemand Vermissten zu suchen, ein verletztes Rehkitz zu orten und zu bergen, oder den Krankheitsbefall inmitten eines Getreidefeldes zu lokalisieren.
Drohnen werden aber auch verwendet, um Nachbarn auszuspionieren oder Wild während der Winterruhe in Panik zu versetzen. Das ist die Kehrseite der Medaille. Viele Nutzer sind sich dieser Kehrseite nicht bewusst, wenn sie extra weit ab vom Siedlungsgebiet ihr neues Lieblingsspielzeug steigen lassen. Wildtiere schrecken von einer Sekunde auf die andere auf und hetzen davon. Kein Wunder: Drohnen können bis 70 Dezibel laut werden, was an den Lärmpegel eines Rasenmähers herankommt. Dominik Thiel, Leiter vom Amt für Jagd und Fischerei im Kanton St. Gallen, sagt: "Wildtiere haben sich im Alpstein im Säntisgebiet zwar langsam an Gleitschirmflieger gewöhnt. Aber nur dort, wo regelmässig geflogen wird. Eine Drohne taucht plötzlich und unerwartet auf. So wie Wölfe, Luchse oder Steinadler das tun. Die Wildtiere fliehen dann. Das ist ihr natürlicher und angeborener Instinkt. Alles andere wäre nicht normal." Einer der Hauptfeinde von Gamskitzen ist beispielsweise der erwähnte Steinadler. Auf diesen Feind haben sie sich im Laufe der Evolution eingestellt. "Wenn plötzlich eine Drohne über sie hinweg fliegt und auch noch einen bedrohlichen Schatten wirft, löst dies im Rudel eine panikartiges Fluchtverhalten aus", sagt auch Ueli Nef, Jagdverwalter im Kanton Appenzell Innerrhoden. Besonders verheerend sind Drohnenflüge in der Nähe von Brutfelsen und Horsten. Ueli Nef: "Werden die Brutvögel gestört, indem sie zum Beispiel ihr Revier zu verteidigen versuchen, kann es ohne Weiteres zur Auskühlung und somit zum Verlust der bebrüteten Eier kommen." Drohnenbesitzer müssen deshalb aufgeklärt werden, wie sie ihr Spielzeug einsetzen können. Eine Art Knigge müssen sie dringend beachten. Sonst wird ihr Hobby bald mit Verboten belegt.

Martin Arnold